Gesundheit & Medizin | 02.02.2017

Eine Patientengeschichte zum Weltkrebstag

Das ganze Jahr über behandeln Fachkräfte unterschiedlicher Bereiche in der Rotkreuzklinik Lindenberg viele Patienten, die neu an Krebs erkrankt sind. Dass es dabei nicht ausschließlich um die medizinische Versorgung geht, zeigt das folgende Fallbeispiel aus der Rotkreuzklinik zum Weltkrebstag am 4. Februar.

Eine 43-jährige Patientin bekommt die Diagnose Darmkrebs. Eine in ihrem Alter eher noch selten auftretende Krebserkrankung – und ein Schock für sie, ihren Mann, ihre zwei noch schulpflichtigen Kinder. Außer Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang in den vergangenen Wochen hatte die zuvor stets gesunde Frau nichts von ihrer schweren Erkrankung gemerkt.

Jetzt beginnt eine intensive Zeit für die Patientin und ihre Familie. Sie wird stationär aufgenommen, um Untersuchungen durchzuführen und auch zu überprüfen, ob weitere Tumorherde zu finden sind. Danach beginnen intensive Gespräche mit vielen Fragen der Patientin und ihres Mannes an die Ärzte: Welche Art der Behandlung steht mir bevor? Mit welchen Nebenwirkungen muss ich durch die Behandlung rechnen? Wer versorgt die schulpflichtigen Kinder zuhause, wenn mein Mann ganztags arbeitet und ich im Krankenhaus bin? Was wird mit meiner Halbtagstätigkeit als Sekretärin?

Abbau von Ängsten durch Informationen

Es wird deutlich, dass nicht nur die Ärzte gefordert sind, sich mit der Patientin und ihrem Mann zusammenzusetzen, um gute Behandlungslösungen zu finden. Vielmehr ist ein ganzes interdisziplinäres Behandlungsteam notwendig, um die Betroffene und die Angehörigen bei der Lösung aller anstehenden Fragen und Probleme zu unterstützen. Der Sozialdienst der Rotkreuzklinik Lindenberg wird eingeschaltet, um für die Zeit des Krankenhausaufenthaltes über die Krankenkasse eine Versorgung der Kinder durch eine häusliche Betreuung zu gewährleisten. Es finden intensive Gespräche der ganzen Familie mit der psychoonkologischen Therapeutin statt. Bei allen Familienmitgliedern geht es darum, trotz aller Ängste, das Vertrauen zu vermitteln, dass es gute Behandlungsmöglichkeiten für die Patientin gibt. Viele Ängste vor der Krebsbehandlung lassen sich durch Informationen nehmen.

Als die Krebstherapie bei der Patientin beginnt, sind die 43-Jährige und ihre Familie für die kommende Behandlungszeit vorbereitet. Das interdisziplinäre Team der Rotkreuzklinik Lindenberg mit den Ärzten, dem Pflegeteam, dem Sozialdienst, der Psychoonkologin und dem physiotherapeutischen Team steht der erkrankten Frau während ihrer stationären Behandlung zur Seite. Eine von ärztlicher Seite empfohlene anschließende Chemotherapie kann in der Chemo-Ambulanz durchgeführt werden.

Als die Patientin unter der Chemotherapie ihre Haare vorübergehend verliert und sich ein starkes Müdigkeits- und Erschöpfungsgefühl einstellt, kommt ein stimmungsmäßiger Tiefpunkt mit verringertem Selbstwertgefühl. Die psychoonkologischen Gespräche helfen der Patientin, wieder zu ihrem guten Selbstwertgefühl zurückzufinden. Sport und reichlich Bewegung tragen außerdem dazu bei, ihre Fitness unter der Tumortherapie wieder zu verbessern.

Mehr und mehr wird die Patientin selbst zur Expertin im Umgang mit ihrer Erkrankung. Langsam kehrt, nach Monaten der Behandlung, wieder ein neuer Alltag ein. Sie ist mittlerweile körperlich und psychisch deutlich stabiler. Und selbst die Aussicht, ihre Arbeit wieder aufzunehmen, ist in einigen Monaten gegeben, sobald sie sich fit genug dazu fühlt.

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Autor

Dr. med.
Ulrike Markusch

Leitung Psychoonkologie
Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

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