Meldung aus der Klinik | 20.07.2021

Aromapflege berührt

Unsere Palliativpatienten liegen uns besonders am Herzen. In unserer Palliativabteilung erleben wir immer wieder, dass sich schwer- und unheilbar kranke Patienten trotz des umfassenden Behandlungsangebots niedergeschlagen fühlen. Zu den pflegerischen Aufgaben gehört es, Leiden zu mindern und zu trösten. Die Aromapflege, integriert in unsere tägliche Arbeit, kann hier einen wichtigen Beitrag leisten. Wir geben zum Beispiel bei der Körperpflege in das warme Wasser ein paar Tropfen Lavendelöl, denn Lavendel wirkt antidepressiv und hat eine schmerzlindernde Wirkung. Gerade ältere Patienten schätzen dieses Plus an Zuwendung unglaublich. Wenn wir die Brust, den Rücken oder die Füße einreiben, spüren sie eine deutliche Linderung. Symptome wie erschwerte Atmung, Unruhe, Schmerzen oder seelische Probleme verbessern sich merklich.

Wir haben bereits gute Erfahrungen gemacht mit Lavendel bei Ängsten und Schlaflosigkeit sowie mit Rosenöl im Sterbeprozess und möchten die Aromapflege noch deutlich ausweiten, vielleicht sogar eine Studie zu den Auswirkungen auf Palliativpatienten in Angriff nehmen. Es gibt schon wissenschaftliche Untersuchungen zur erfolgreichen Begleittherapie bei Herpesviren, Pilzinfektionen und psychischen Problemen, jedoch keine im Bereich der Palliativmedizin. Die bisherigen Studien bewiesen, dass Aromatherapie die Keimreduzierung beschleunigt und den Heilungsprozess fördert. Durch meine zweijährige Weiterbildung zur Aromaexpertin sehe ich noch viel Entwicklungspotenzial beim Einsatz der ätherischen Öle, speziell in der letzten Lebensphase.

Wir müssen Körper, Geist und seelisches Befinden wieder als ein Ganzes sehen. Jedes ätherische Öl besteht aus verschiedenen Inhaltsstoffen – so wie der Mensch auch. Aromapflege, besonders in der Palliativmedizin, berücksichtigt diese Vielfalt und begegnet dem Menschen mit Respekt und Achtung. Ich freue mich, dass ich meine umfangreichen Erfahrungen im Bereich Onkologie durch die Weiterbildung ergänzen kann. Zudem hat mich Krankenhausdirektorin Caroline Vogt mit einem Konzept beauftragt, um die fachgerechte Anwendung von Aromaölen schrittweise auf die gesamte Rotkreuzklinik auszudehnen. Sie möchte die Aromapflege mit ihren wohltuenden, schmerzlindernden und entspannenden Aspekten als einen ergänzenden Baustein zur modernen Medizin fest im Behandlungskonzept etablieren. Auch wenn ätherische Öle nie ein Medikament oder eine Operation ersetzen können, sind sie eine wichtige Unterstützung und berücksichtigen die Ganzheitlichkeit des Menschen. Zuwendung und Berührung hat zudem eine heilende Komponente und ergänzt die moderne Medizin zum Wohle unserer Patienten - ganz im Sinne von uns Rotkreuzschwestern.

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Autor

Silke Zinz

Aromaexpertin
Gesundheits- und Krankenpflegerin

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